Samstag, 18. Juli 2015

Buchrezension: Johanna Madl - Eine Nummer zu groß

Johanna Madl

Eine Nummer zu groß


Inhalt:

Ellen fühlt sich vom Schicksal nicht gerade verwöhnt. Seit zwei Jahren befindet sie sich in der undankbaren Position der Geliebten ihres Chefs, und als sie ihn endlich zur Scheidung bewegen will, kommt es zum Eklat: Mann los, Job los – doch der wahre Tiefpunkt kommt erst noch. Denn als Ellen sich im Krankenhaus die Mandeln herausnehmen lassen will, wird sie verwechselt – und erwacht unversehens mit ein paar Körbchengrößen mehr. Ein Albtraum! Wobei: Plötzlich sind die Männer ganz verrückt nach ihr. Da könnte man ja mal den Vamp spielen und ein paar Herzen brechen. Nur hat Ellen nicht damit gerechnet, sich zu verlieben – und das nicht bloß einmal ...

Buchrezension:

Die 26-jährige Ellen hat einen OP-Termin zur Entfernung ihrer Mandeln. Als sie aus der Narkose aufwacht, stellt sie fest, dass sie Opfer einer Verwechslung mit einer anderen Patientin geworden ist: Statt mit weniger Mandeln wacht sie mit mehr Busen auf - sie hat Silikonimplantate in XXL-Größe erhalten. 

Erstaunlich wenig verärgert über den Ärztepfusch, ist ihr die üppige Oberweite in erster Linie peinlich. Zunächst versucht Ellen diese bis zum nächstetn OP-Termin zu verstecken, gewöhnt sich allerdings relativ schnell an ihr neues Leben als "Busenwunder". 
Kurz vor ihrem Krankenhausaufenthalt war ihre langjährige Affäre mit ihrem Chef, einem verheirateten Zahnarzt, in die Brüche gegangen, der sich dem Klischee entsprechend, nicht von seiner Ehefrau trennen konnte. Da stört es Ellen auch weniger, dass sie nun fortlaufend von Männern, die sie früher nie beachtet hätten, umgarnt wird.

Im Zuge ihres Jobverlusts kommt ihr deshalb auch das Angebot eines testosterongesteuerten Werbeagenten gelegen, der ihr einen Job als Model anbietet. Nicht nur auf Plakaten in der ganzen Stadt, sondern auch in einem Fernsehwerbespot wird Ellen daraufhin als "Bollywood"-Darstellerin" zu sehen sein. Neid und Missgunst erfährt sie deshalb von ihrer älteren Schwester Natascha, die in jungen Jahren selbst gemodelt hat, und nun erfolgreiche Rechtsanwältin ist. Auch zwei ihrer Freundinnen verhalten sich zunehmend reservierter. Der feministischen Mutter, die ihre Haushaltsgeräte als "Kühltante", "Computerin" oder "Anrufbeantworterin" bezeichnet, passt das neue Erscheinungsbild ihrer Tochter selbstverständlich gar nicht.

Ab der Häfte des Buches pflegt Ellen ihr Image als neue Femme fatale und verlor auch bei mir an Sympathien. Auf der einen Seite bandelt sie mit ihrem Ex, dem Zahnarzt Rainer, wieder an, der nun doch seine Ehefrau für sie verlassen hat an. Auf der anderen Seite lässt sie sich von dem fiktiven FC Bayern-Spieler Sebastian Hofstedt bei Kerzenschein in der Allianz-Arena verführen. Den Termin für die OP zur Entfernung der Implantate lässt sie daraufhin sausen.   

Ihrem lieben und vielleicht zu langweiligem Nachbar Marc, der ihr regelmäßig in seiner Eigenschaft als Hausmeister die Gastherme repariert, schenkt sie immer weniger Beachtung. Der alleinerziehende Vater hat sich in Ellen verliebt. Sie bemerkt das nicht und genießt lieber den neu gewonnenen Ruhm und die nie dagewesene Aufmerksamkeit. Groupies umschwärmen sie und ihre liebestollen Lover, die offenbar von der Oberweite geblendet sind, machen ihr dann auch noch beide einen Heiratsantrag...

Mich wunderte, dass das Buch, in welchem Männern beim Anblick eines Busens in D-Körbchen das Hirn in die Hose rutscht, selbst von einem Mann geschrieben wurde - und das unter Pseudonym einer Johanna Madl. 

Allzu ernst nehmen sollte man den Roman also nicht. Es ist eine leichte Lektüre, die die Münchener Schickeria ein wenig hochnimmt und stellenweise platt amüsant ist. Mit 500 Seiten ist das moderne Märchen aber auch aufgrund der Vorhersehbarkeit etwas zu ausladend geraten und das Happy End hatte Ellen gar nicht verdient.   

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