Freitag, 30. Juni 2017

Buchrezension: Christel Noir - Der Engel von Paris

Christel Noir

Der Engel von Paris


Inhalt:

Marie hat sich bisher meist um andere gekümmert: um den Buchladen im Pariser Stadtteil Montmartre, den sie von ihrem Großvater erbte, um den kauzigen Émile und die vorlaute Schülerin Noémie. Doch dann taucht plötzlich Éloïse auf, die behauptet, Maries Schutzengel zu sein. Und Éloïse hat eine Mission: Sie will Marie helfen, sich von der Vergangenheit zu lösen und eigene Träume zu verwirklichen - und am besten auch gleich den charmanten Josh anzurufen, den sie gerade erst kennengelernt hat. Der jungen Buchhändlerin bleibt nichts anderes übrig, als sich ihrem Schicksal zu fügen - doch dabei hat sie nicht mit dem himmlischen Ungeschick ihres Schutzengels gerechnet.

Rezension: 

Marie ist 38 Jahre alt und Inhaberin einer Buchhandlung in Paris, die sie von ihrem Großvater Samuel geerbt hat. Ihre Eltern hatten sich kaum um Marie bemüht, weshalb sie ein umso engeres Verhältnis zu ihrem Großvater hatte. Indem sie seine Buchhandlung übernommen hat, in welcher Samuels bester Freund, der verstummte Émile, sich wie zu Hause fühlt, setzt Marie den Lebenstraum ihres Großvaters fort. 

Marie ist ein Mensch, der sich rührend um andere kümmert und dabei ihre eigenen Bedürfnisse nicht mehr wahrnimmt. Beim Geburtstag ihrer besten Freundin Margaux in der Normandie lernt sie den verwitweten Josh kennen und hofft auf ein Wiedersehen. 

Zurück in Paris wacht Marie eines morgens neben ihrem Schutzengel Éloïse auf. Éloïse bringt Marie dazu, ihr Leben zu hinterfragen, insbesondere ob die Buchhandlung auch ihr Lebenstraum ist. Zudem ermutigt sie Marie, sich wieder zu verlieben und warum sollte nicht Josh der Richtige sein? 

Josh hat den Tod seiner Ehefrau Hélène nicht verwunden. Er träumt nachts von ihr und macht sich Vorwürfe, damals zu spät zum Unfallort gekommen zu sein. Er bestraft sich selbst damit, keine Gefühle für andere Frauen zuzulassen. 
Nach dem Wochenende in der Normandie ist er beruflich ein paar Tage in L.A., wo er allerdings, auch auf Drängen seines Freundes Martin, ins Grübeln gerät. Er wagt es und ruft Marie an, um sich zu einem Treffen in Paris zu verabreden...

"Der Engel von Paris" ist ein ruhiger Roman, der das Seelenleben der beiden Protagonisten, aus deren Perspektive der Roman wechselnd geschrieben ist, beleuchtet. Durch den Schutzengel Éloïse nimmt Marie ihre unterdrückten Wünsche wahr. Sie versucht Marie davon zu überzeugen, sich auf sich selbst zu besinnen, die Schatten der Vergangenheit abzulegen, für die Zukunft offen zu sein und ihre eignen Träume zu leben. 
Éloïse hat keine Erfahrung als Schutzengel und so lernt sie selbst erst durch Marie, sich auf einen Menschen einzulassen und diesen zu verstehen. 

Während mir der Beginn des Romans mit der Geburtstagsfeier in der Normandie gut gefallen hat, empfand ich den anschließenden Teil, als Marie und Josh getrennt voneinander betrachtet werden und sich beide in ihre Gedanken- und Gefühlswelt verlieren, als zäh zu lesen. Die Grundstimmung des Romans ist traurig bis melancholisch, auch wenn diese durch das etwa laienhafte Verhalten des Schutzengels etwas aufgelockert wird. 

Es ist ein feinfühliger, etwas fantastischer Roman mit sehr sensiblen Charakteren, deren Schicksale berühren, die aber für sich allein diesen recht ereignislosen Roman nicht tragen können. 
Das Buch ist eine Empfehlung für all diejenigen, die ein Faible für philosophische Romane haben oder die selbst einen Verlust zu betrauern haben oder nicht Loslassen können. "Der Engel von Paris" macht Mut, sich der Realität zu stellen, sich aus der Schockstarre zu befreien, Liebe und Gefühle zuzulassen, um zu seinem persönlichen Glück zu finden. 
So auch das Fazit von Éloïse : "Gutes zu tun, ist ziemlich simpel und macht einfach nur glücklich. Diese Erkenntnis sollte allgemein bekannt gemacht werden."

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